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Pressetext Badische Zeitung

Posted in - Presse on November 21st 2012 0 Comments Foto: Maurice Korbel/Theater

“Manchmal hat’s mich ganz schön hingehau’n!”

LEUTE IN DER STADT: Als Jim Knopf im Weihnachtsmärchen am Theater Freiburg – Veronica Naujoks ist als Schauspielerin in ihre Heimatstadt zurückgekehrt.

 

“Es ist cool”, sagt Veronica Naujoks, “dass ich mit dem Abi weggegangen bin – und jetzt, sieben Jahre später, habe ich einen Beruf und bin wieder hier.” Einst hatte sie als Schülersprecherin und Jugendrätin viel dafür getan, das Leben für junge Menschen in Freiburg vielfältiger und üppiger zu machen. Dieses Anliegen erfüllt sie nun auch mit ihrem Beruf. Denn: Die 24-Jährige ist Schauspielerin und hat die Titelrolle im diesjährigen Kinderstück am Freiburger Theater: “Jim Knopf”. Dass sie da pfiffig und beherzt rüberkommt, gehört natürlich zur Rolle. Aber es passt auch zu ihr.
“Wenn ich das damals erzählt hab’, dass ich Schauspielerin werden will, wurde das von vielen so ein bisschen belächelt”, erzählt sie, “aber ich hab’ das ganz zielstrebig durchgezogen und in Berlin an der Schauspielschule meine Ausbildung gemacht.” Gewissenhaft und engagiert macht sie eigentlich schon immer alles, was sie anpackt, sie kann nicht anders, sagt sie mit einem kleinen, festen Lächeln unter ihrer weißen Wollkappe.

Veronica Naujoks ist hübsch und hip und kaum kann man sich vorstellen, wie diese gelassene, erwachsene Frau auf der Bühne im Großen Haus des Theaters den ungestümen Findelkind-Jungen gibt. In der Aufführung aber ist sie genau das – und sie ist es mit großem Vergnügen. Die Geschichte von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer hat sie erst jetzt für diese Produktion kennengelernt: “Ich hab’ das Lesen erst spät für mich entdeckt. Als Kind oder als Jugendliche war ich lieber draußen unterwegs und hab mich bewegt.” Zum Beispiel als Skaterin auf der Halfpipe in Landwasser: “Da werd’ ich jetzt sentimental, Mensch, manchmal hat’s mich da ganz schön hingehau’n!”

Mehr noch als die Stürze bei den Skater-Stunts hat allerdings der Sturz nach der Erfüllung ihres Teenietraums geschmerzt. Bis heute haftet ihr an, dass sie sich mit 17 – noch als Schülerin der Max-Weber-Schule – ins Casting für “Deutschland sucht den Superstar” traute mit dem Whitney Houston Song “I will always love you”. Aber nicht ihr musikalischer Auftritt blieb in Erinnerung, sondern die vertrackten Apfelringe, die sie mit Piepsstimme als Lieblingsnaschwerk angab. “Dass ich damals mit einer Unterschrift der weiteren Nutzung und Verwertung zugestimmt hatte, ist ärgerlich”, resümiert sie heute, “aber ich hab’ das Riesenglück, dass ich aus der ganzen Maschinerie mit heiler Haut rausgekommen bin.”

Die Wochen und Monate nach dem “DSDS”-Ding waren ein Alptraum – sie ging weiter zur Schule, musste spöttischen Kommentaren standhalten und vielfach hinterher gepiepsten “Apfelringen”. Nach dem Fachabitur arbeitete sie monatelang an der Kasse in der Freiburger Migros – “ich musste mich erst mal wieder erden” – dann ging sie nach Berlin. Die Stimmarbeit für ihre coole, groovige Mittellage war nur ein Teil des Schauspieltrainings. Und nach dreieinhalb Jahren Ausbildung folgte dann gleich ein Engagement am Gripstheater. Das Stück dreht sich um ein afrikanisches Flüchtlingsschicksal, eine Lebensgeschichte, die auch ihre Mutter betrifft, die aus Liberia nach Deutschland geflohen war: “Das macht diese Arbeit für mich speziell bewegend!”

Auch in der x-ten Generation allerdings sei das Ankommen in Deutschland für viele erstaunlich beschwerlich, konstatiert Veronica Naujoks: “Zum Beispiel sind Schwarze auf deutschen Bühnen nach wie vor eher ein Exotikum – da tut sich nur langsam was.” Das will ihr, dem in Freiburg geborenen Bobbele, nicht in den Kopf. Und wie gewohnt wartet sie nicht ab, sondern mischt engagiert mit – beim Berliner “Label noir”, einem Ensemble afro-deutscher professioneller Schauspielerinnen und Schauspieler.

Ihr Teenietraum wurde fast zum Trauma. Das ist überwunden. Von was träumt sie als Twen? “Ich will Erfolg haben”, sagt sie nach ernstem Nachdenken, “und zwar nicht mit irgendwelchen Gags, sondern mit etwas, das ich mir hart erarbeite.” Die Castings und Vorsprechen, die für die nächsten Engagements Weichen stellen könnten, laufen. “Jim Knopf” in Freiburg ist für sie ein heimatliches Gastspiel – eine Zeit mit neuer Produktion und mit alten Freunden. Sie genießt das. So wie die Arbeit an ihrem Gesang. Der brauchte eine längere Pause, jetzt kommt er wieder. Wie? “Soulig und deutsch – mehr verrate ich noch nicht!” Spricht’s und kullert fröhlich-frech mit original Jim Knopf-Augen.

 

Autor: Julia Littmann
Quelle: Badische Zeitung

 

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